Tag 21
Der Körper ist frei!
Willkommen in der Freiheit ohne Nikotin! Du wirst jetzt denken: Das ist doch schon seit drei Wochen der Fall, aber das ist nur die halbe Wahrheit. Du hast deinem Körper bereits seit 21 Tagen weder deinen Suchtstoff noch die übrigen Gifte aus der Zigarette zugeführt. Das stimmt. Aber Reste waren noch vorhanden und werden immer noch abgebaut. Das Nikotin allerdings ist die Substanz, die im Schnitt 3 Wochen braucht, um endgültig aus dem Organismus zu verschwinden. Du bist jetzt rein technisch betrachtet also nicht mehr körperlich abhängig von der Droge Nikotin– wenn das kein Grund zum Feiern ist!
Zur Unterstützung der Entgiftung und Heilung auf der körperlichen Ebene hast du seit deinem Rauchstopp hervorragende Arbeit geleistet. Vielleicht hast du bemerkt, dass du bei bestimmten Tätigkeiten und Anstrengungen mehr Puste hast, sich die Sauerstoffversorgung verbessert hat? Es kann auch sein, dass du beim Kochen festgestellt hast, dass du weniger oder anders mit Gewürzen umgehst – Geruchs- und Geschmackssinn beginnen sich nach ca. 2 bis 4 Wochen zu erholen.
Und in der vergangenen Woche hast du deine mentale Stärke trainiert, indem du dich mit altvertrauten Glaubenssätzen beschäftigt und diesen aktiv die Stirn geboten hast. All das zähle ich zu den „Aufräumarbeiten“, die noch eine Weile in Anspruch nehmen können. Schließlich hast du etwas Überholtes, was ziemlich viel Raum eingenommen hat, beendet.
Ab jetzt wollen wir unsere Aufmerksamkeit aber in die Zukunft richten und uns auf die positiven Veränderungen konzentrieren. Dazu braucht es, wie du schon weißt, natürlich keinen „Ersatz“. Denn das würde bedeuten, dass etwas Wertvolles fehlen würde. Es sind auch keine neuen Glaubenssätze nötig, sondern neue Erfahrungen.
Auch dafür hast du bereits den Grundstein gelegt. Denn vermutlich hast du schon viele alltägliche Situationen, die früher mit dem Rauchen verknüpft waren, nun ohne die Zigarette durchlebt. Ich hoffe, du bist nicht allzu vielen dieser Gelegenheiten ausgewichen, weil du dachtest, ansonsten in Versuchung zu geraten?
Das wäre wirklich der verkehrte Weg, weil aus Vermeiden, Ausweichen oder Unterdrücken ein Gefühl entstehen würde, dass da etwas fehlt.
Gefehlt hat aber schließlich doch immer nur die Freiheit. Die Freiheit selbstbestimmt tun und lassen zu können, was du möchtest. Die oft unbewusst als störend empfundene Fremdbestimmung zu beenden, oder?
Ich möchte heute mit dir zusammen anschauen, wie du neue Verhaltensweisen, also den neuen Umgang mit der Rauchfreiheit als normal und stabil im Alltag verankern kannst. Dazu sollten wir uns zunächst klarmachen, dass unser Bewusstsein, also das Wahrnehmen unserer Wirklichkeit mit unseren Sinnen, nur einen Bruchteil dessen ausmacht, was in unserem Unter- und Unbewusstsein gespeichert ist.
Dort ist praktisch alles zu finden, was wir je erlebt, gedacht, gefühlt, getan, geträumt haben – unser ganzes Leben wie auf einer großen Filmrolle mit lauter kleinen Einzelbildern, auf denen all diese Geschehnisse festgehalten wurden. Diese könnten wir uns wieder ins Bewusstsein rufen, z. B. mithilfe von Hypnose – und wenn wir selbst bereit dazu sind. Üblicherweise sind sie aber größtenteils „vergessen“, jedenfalls nicht präsent greifbar.
Diese gespeicherten Ereignisse meldet unser Unterbewusstsein aber immer dann an unsere Bewusstseinszentrale im Gehirn, wenn es uns in irgendeiner Situation unterstützen möchte. Denn natürlich ist der gesamte Erfahrungs-Schatz, wie das Wort schon ausdrückt, alles andere als unnützer Ballast. Es ist eine Schatztruhe, aus der wir schöpfen können, wenn wir vor neuen Situationen stehen und diese z. B. nicht immer wieder neu beurteilen oder gar lernen müssen. Autofahren ist ein typisches Beispiel dafür, was wir quasi unbewusst ausführen und wobei wir uns trotzdem nebenher auf das Gespräch mit einem Beifahrer konzentrieren können. Auch unsere Reflexe sind hilfreich, wie das unwillkürliche Zurückzucken unserer Hand, wenn wir in die Nähe einer heißen Flamme geraten – eine uralte Erfahrung, die wir schon als Kind schmerzhaft gelernt und für immer verinnerlicht haben.
A propos Flamme: Hier kommen wir zu unserem aktuellen Thema, dem Rauchen. Sehr vereinfacht erklärt, spielte sich folgendes ab, seit wir irgendwann, meistens im Teenageralter, unsere erste Zigarette geraucht haben. Ab dem Zeitpunkt hat sich das Rauchen in so gut wie all unsere Aktivitäten eingeschlichen. Und unser Unterbewusstsein hat logischerweise diese neue „Requisite“ immer mit abgespeichert.
Zunächst waren das die positiven Verknüpfungen wie Geselligkeit, Party, Freunde treffen. Dann kam die Zigarette nach dem Essen hinzu, die Verbindung von Alkohol und Rauchen, der Griff nach dem Telefon, das Starten des Autos, die Pause bei der Arbeit – alles wurde mit unserem neuen ständigen Begleiter erledigt. Was wir nach kurzer Zeit als „automatisch“ akzeptiert haben, ist in unserem Gehirn vom aktiven Denken tatsächlich automatisiert und schließlich zu einer Verknüpfung geworden, die wie eine Gedankenautobahn funktionierte. Und jedes Mal beim ersten Zug aus der Zigarette wurde diese Autobahn gefestigt. Warum? Weil durch die kleine Unterbrechung des Schmachters ein positives Gefühl die Situation verstärkt hat.
Vor allem in Situationen, die mit starken Emotionen verknüpft sind. Das kann Freude genauso sein wie Frust und erinnert das Unterbewusstsein seither an das “Zaubermittel”, dass jedes unangenehme Gefühl mildert oder bei überschäumender Freude noch eins draufsetzt. Das ist übrigens mit ein Grund dafür, wenn du nach bereits längerem Nichtraucherdasein plötzlich wie aus heiterem Himmel von dem Gedanken an eine Zigarette regelrecht „überfallen“ wirst: Meistens in einer nicht alltäglichen Situation, die neu bewältigt werden will, und wo im Unterbewusstsein ein bisschen länger nach einem hilfreichen ähnlichen Beispiel gesucht wird. Der erste Urlaub als Nichtraucher etwa, oder ein außergewöhnlicher Stress, den du so im Nichtraucherleben noch nicht erfahren hast.
Was ist also zu tun, um unser Unterbewusstsein von der falschen Fährte zu locken, wenn es uns mit veralteten „Tipps“ das Leben erleichtern will?
Hier kommt deine Aufgabe für die nächste Zeit: Die heißt Achtsamkeit.
Nutze deine Aufmerksamkeit jedes Mal dann, wenn eine Situation dich auf die alte Gedankenautobahn lotsen möchte, z. B. mit Einflüsterungen wie „Stress“, „Konzentration“, „Tasse Kaffee“, „Feierabend“, „wichtiges Telefonat“ oder ähnlichem.
Hier heißt es künftig kurz innehalten und bewusst den neuen Weg nehmen, den du per Entscheidung ja bereits eingeschlagen hast: den ins Nichtraucherleben. Am Anfang hinterlässt das Beschreiten des neuen Pfades kaum Spuren. Aber je öfter du von der Autobahn abbiegst und dem neuen Weg folgst, desto fester, breiter und sicherer wird dieser – bis er selbst so stabil und selbstverständlich ist wie eine Autobahn.
Wie lange das dauert? Gar nicht so lange, wie du vielleicht jetzt befürchtest. Je achtsamer du in diesen ersten Wochen bist, desto schneller stellt sich das Unterbewusstsein auf die neuen Zusammenhänge ein. Je häufiger du auf der Filmrolle deines Lebens die kommenden Ereignisse, alle unterschiedlichen Situationen, mit allen Höhen und Tiefen, also alle „Szenen“ ohne die „Requisite“ Zigarette fütterst, desto eher wird das Unterbewusstsein dies als „richtige“ Verhaltensweise akzeptieren.
Der „Verwalter“ unseres Datenarchivs, also aller abgebildeten Erlebnisse im Unterbewussten, ist nämlich bequem und greift bei Abfragen gern auf die nächstliegenden Informationen zurück. In unserem Fall werden das die neuesten Eindrücke der kommenden Wochen und Monate sein, wo, egal was passiert, weit und breit keine Situation mehr mit Rauchen gekoppelt ist. Damit lieferst du dem Unterbewusstsein keinerlei Veranlassung mehr dafür, dir die Idee ans Rauchen in dein Bewusstsein zu schicken.
Es findet dann schlicht keine Erlebnisse mehr, keine positiv oder negativ empfundene Situation, die zum Raucherdasein passt. Diese Bilder fehlen künftig!
Die Zeit ist dabei absolut auf deiner Seite. Denn während du dich auf neuen Pfaden bewegst, passiert mit den alten Gedankenautobahnen das, was auch echten Straßen widerfährt, die nicht mehr benutzt werden. Sie bekommen Risse, werden zunächst von kleinen Pflanzen erobert und bald ganz von der Natur überwuchert, sodass sie schließlich gar nicht mehr zu erkennen sind. Genauso darfst du dich darauf freuen, dass die Erinnerungen an die Zigarette in bestimmten Situationen immer mehr verblassen und das Rauchen als Bestandteil deines Lebens irgendwann nur noch wie ein Traum erscheint, von dem du gar nicht mehr genau sagen kannst, ob er einmal Wirklichkeit gewesen ist.
Lass uns in der kommenden Woche jede Menge rauchfreie Bilder fürs Unterbewusstsein produzieren! Es gibt tolle Übungen, die dich dabei unterstützen können.
Ich freue mich auf morgen und wünsche dir noch einen wunderbaren Tag voller achtsamer Eindrücke!