Tag 19
Mythos Stresshilfe
Wenn wir uns in dieser Woche ausgiebig mit den alten Glaubensmustern auseinandersetzen, so hat das den Hintergrund, dass diese nicht durch einen einzigen Entschluss komplett verschwinden. Manche sind zu enorm tiefen Überzeugungen geworden und damit noch ziemlich lange in greifbarer gedanklicher Nähe.
Ein Gedanke, der sich auch nach dem Rauchstopp sehr hartnäckig zu halten versucht, ist z. B. der an das Rauchen als schnelle Hilfe bei Stress. Kaum ein Reflex hat sich bei Rauchern so verselbständigt wie der Griff nach der Zigarette, sobald irgendein Auslöser für Ärger, Druck, eine Störung, kurz: ein Angriff auf unseren normalen Ablauf auftaucht.
Abgesehen von dem inneren Effekt, dass durch das Zuführen von Nikotin der Nikotin-Entzugsstress kurzfristig gestoppt und dies als angenehm empfunden wird, gibt es da noch einen äußeren Aspekt. Und der hat etwas mit Ritualen zu tun, Handlungen, die die Aufmerksamkeit kurz ablenken.
Das Handling der Zigarette, auch der E-Zigarette oder eines der anderen Alternativprodukte wird zwar sehr routiniert, fast automatisch ausgeführt. Dennoch bedeutet es für den Raucher oder die Raucherin, dass er oder sie sich ganz kurz emotional von dem gerade aufgetretenen Stressauslöser entfernen kann.
Es klingt banal, aber die Empfehlung von Nichtrauchern, bei Stress erst einmal tief durchzuatmen und dann an die Lösung des Problems zu gehen, hat denselben Hintergrund – und auch denselben Effekt. Ein kurzer Augenblick, zeitlich und gefühlsmäßig zwischen mich und den Stressor gebracht, versetzt mein Gehirn wieder in eine bessere Lage zum klaren Denken.
Was also tun, wenn es stressig wird und Rauchen nicht mehr der „Reflex“ sein soll? Mit der Wechselatmung lässt sich eine Synchronisation beider Hirnhälften herstellen und dem ruhigen Denken wieder eine Chance geben. Das geht so:
Atme durch ein Nasenloch ein, halte den Atem an, dann atmest du durch das andere Nasenloch aus. Verschließe dabei abwechselnd mit dem rechten Daumen und dem rechten Ringfinger rechtes und linkes Nasenloch. Also links einatmen für 4 Sek., dann beide Nasenlöcher für 8 Sek. verschließen, dann den Daumen heben und das rechte Nasenloch zum Ausatmen, wieder 4 Sek. freigeben. Dann umgekehrt einatmen durchs rechte Nasenloch und zum Ausatmen nach links wechseln. Wiederhole den Zyklus, sooft es dir gut tut.
Ich wünsche einen ruhigen Atem!